16
Jun
2005

Underwater Love

red20hair201000Sie singt und lockt wie es ihr gefällt. Zu allen Zeiten hat der Mythos der Meerjungfrau die Seefahrer fasziniert. Und mich ohnehin.

Mit diesem erotischen Spuk irrte das ewig gleiche Meer die Sinne ausgehungerter Seefahrer. Das irisierende Fließen des Körpers unter der Wasseroberfläche, das wallende Haar, die fahle Bleichheit ihrer Brüste waren schon zu Homers Zeiten eine Verlockung. Odysseus überlebte die Begegnung mit einer Sirene durch seine Willensstärke, seinen Mut und eine Portion Gewitztheit. Mit Seilen an den Mast gebunden, der Mannschaft die Ohren mit Wachs verklebt, konnte er als Einziger auf dem Schiff den Gesang der Sirenen zwar genießen, sich aber nicht aus seinen Fesseln lösen. Und bewahrte so sein Schiff vor dem Schicksal jener Seeleute, die vor lauter Entzücken ob des Gesangs der Nymphen die Orientierung verloren und an der Küste zerschellten.

Seefahrer wie Henry Hudson, Amerigo Vespucci und Vasco da Gama hatten Homers Odysseus gelesen und schmückten nach ihrer Rückkehr aus neuen Welten ihre Geschichten mit Meerjungfrauen aus. Der Grund, warum ich heute darüber schreibe ist eine Anekdote, die ich über Christoph Kolumbus hörte, der sicher war, vor den Küsten Indiens zu kreuzen. Denn in mittelalterlichen Reiseberichten über den Fernen Osten hatte er von Meerjungfrauen gelesen, die dort leben sollten. Und so war er tiefster Gewissheit, Sirenen müssten ihm begegnen. Vor der Küste Haitis glaubte er sie schließlich erspäht zu haben. Was er wirklich sah waren Seekühen. Ein wenig enttäuscht notierte Columbus in seinem Logbuch: «Sie waren nicht so schön, wie sie beschrieben werden, denn sie hatten eher männliche Gesichtszüge.» Er sah, was er zu sehen erwartete. Und so unattraktiv sie ihm auch erschienen, ihre Existenz bestärkte ihn in dem Glauben, auf dem richtigen Weg nach Indien zu sein.

Amerikanische Wissenschaftler haben festgestellt, dass das Gehirn nur Sachen wahrnimmt, die es auch sehen will. Unser Hirn filtert und speichert eine Art subjektives Weltbild. "Warum wird beim Happy End im Film jewöhnlich abgeblendt?", fragt der große Tucholsky. Weil, wenn fortgesetzt, die ganze Erbärmlichkeit der Liebe sichtbar würde. Und wer will das schon. Nicht mal durch die schillernde Verzerrung einer Wasseroberfläche. Good reality is fiction.
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Die Spreepiratin

Unterwegs in stürmischen Stadtgewässern
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