...denn sie wissen nicht, was sie reden sollen
The web of our life is of a mingled yarn, good and ill together
W. S.
Die Mitte meiner Kinderwelt liegt irgendwo in Niedersachsen, in einer mittelalterlichen Kleinstadt mit Winkeln und Kopfsteinpflaster. Kind sein war dort leicht und sehr frei. Mit der Pubertät war es dann gar nicht so sehr das Zuckerguss-Idyll das muffig roch. Sondern die soziale Enge. Jeder kannte meine Eltern und hatte reichlich zu klatschen, besonders als mal wirklich was Dramatisches passierte und mein Vater es wagte, auf skandalöse Art zu sterben. Da fingen die Grenzen der Kleinstadt an mich zu bedrücken. Hinter dem Horizont musste noch was sein. Nur Aufbruch half. Wie ein Befreiungsschlag war das Leben in den Großstädten, die ich danach durchtobte. Anonymität wenn ich sie wollte. Nähe, wenn gewünscht.
Mehr als eine Dekade ist vergangen. Oft fehlt mir die ländliche Idylle. Dann fahre ich für ein paar Tage hin und bekomme subito Beklemmungen vom Beobachtetsein. Die Geschichten von damals interessieren in der Kleinstadt immer noch. Passiert ja auch nichts Neues und so mancher scheint kein eigenes erfülltes Leben zu führen und nur durch kleine Fenster in das Leben der anderen zu glotzen.
Seit einer Weile fühle ich mich wieder ein wenig gefangen, aber in einem anderen schönen Dorf. Vielleicht bin ich paranoid, vielleicht auch nicht. Vielleicht sollte ich mal ein paar Bretter vor meine Online-Tür nageln. Und nur noch die hereinlassen, deren Nasen ich mag. Und den anderen die Zunge rausstrecken.
Du hast keine Ahnung, wovon ich hier schreibe? Dann lehn Dich zurück, nimm Dir einen Gin Tonic und verweile noch eine Weile an Bord der Spreepiratin.
Dann bist DU nicht gemeint.
brittbee - 11. Okt, 15:07
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