31
Mrz
2005

Kein Sex mit dem Ex

Gestern Nacht, Prenzlauer Berg, im "Wohnzimmer" am Helmholtzplatz. Auf der Chaiselongue Freundin S. und ich. Nur schnell latest news ihres Liebeslebens hören und dann ab in die Badewanne zu Kerzen und Buch. Verspannt schaue ich immerzu Richtung Tür, als würde ich jemanden erwarten. Auf dem Weg zur Bar stößt mich versehentlich einer an. Ich drehe mich um -Julian. Oh Gott.

Du!

Ich sehe den gleichen Schreck in seinen Augen, den ich in meiner Brust bubbern fühle.

Ich dachte, Du wärst in London! Nein, seit zwei Wochen zurück in Berlin. Und, was treibst Du so?...

Es war der unglaubliche Sommer 1995, als wir uns in dieser russischen Bar, die es lang nicht mehr gibt, versehentlich in einander verliebten. Ich habe ihm dann gern mein Herz gegeben, denn ich wußte, er würde es gut behandeln. Aber seines war bei mir nicht in guten Händen. Ich hatte ihn gewarnt, doch er wollte nicht glauben. Die Jahre, die folgten waren rauschhaft und gut. Er erzählte mir vorm Einschlafen Geschichten, denen ich ewig hätte lauschen können. Aber irgendwann wollte ich doch weg. Weg aus Deutschland, weg nicht von ihm, aber der festen Beziehung.

Ich ging, und als ich zurück kam, war er gerade gegangen. Manchmal kreuzten sich unsere Wege zufällig, am Parkschein-Automaten, in der Alhambra und auf Berlinale-Parties. Und immer wieder haben wir einander angezogen. All die Jahre haben wir uns geschrieben, aber vor drei Jahren habe ich ihn gebeten, nicht mehr zu schreiben. Mit ihm im Kopf war nie wirklich Raum für einen anderen. Und tief in mir war dieses miese Gefühl der verpassten Chance.

Gestern hat er zum Abschied nach meiner Nummer gefragt. Ich habe sie ihm nicht gegeben.

28
Mrz
2005

Familie ist wie Fisch...

nach drei Tagen fängt's an zu stinken. Wie wahr diese wunderbare Redewendung ist ( habe ich übrigens von meiner Mutter), zeigten die Ostertage.

Da war ich ein Mal vernünftig und habe den Trip ans Meer mit den beiden Männern in meinem momentanen Leben schnell noch abgeblasen. Statt dessen schnell Mütterchen aus der niedersächsischen Provinz und kleine Schwester aus FFM eingeladen. Ob das so vernünftig war? Da wir eine spontane Familie sind, kamen auch Beide. Bruderherz wohnt eh im gleichen Haus und schon war die Familie komplett.
Hätte alles so schön sein können. Nun Ostern ist für uns immer schwer, weil mein Vater zur Osterzeit gestorben ist und immer ein zarte, dunkles Tuch über dieser Zeit liegt. Und jede von uns Frauen momentan auf andere Art in einer Krise steckt.

Meine Mutter hat in meinem Pallazzo erst mal "schnell" alle Fenster geputzt, 100 Jahre einsame Bügelwäsche gebügelt und etwas dickes Blutiges in den Ofen geschoben
"Hat Marko geschossen!",
was sich später als Rehkeule herausstellte. Wild essen hat bei uns Tradition, es wimmelt nur so von Nationalpark-"Rangern" und Förstern in der Familie.
Altes Spiel. Brüderchen: "Ich ess kein Wild!" Mutter: "Das ist Rind." Brüderchen: "Verarsch mich nicht!"
Schwesterchen hat momentan einen fremdgehenden Barkeeper-Lover. Die Soap durfte ich schon telefonisch wochenlang täglich morgens um 4 begleiten, jetzt wo sie mich live hatte, gab's kein Entkommen. Heul, Jammer, Nöhl...fängt gut an, das ertrage ich nicht bis Montag. Selbst in der großen Wohnung nicht.

So, meine armen Nerven, dachte ich mir. Die brauchen eine Aufgabe! Gesagt, getan. Aber kein Verwöhnprogramm, "Flick"-Ausstellung, schöne Bootstrips oder ähnliches. Nix da, hier muss körperliche Arbeit sein, damit die Energie zum Nerven fehlt.
Also zu IKEA. Sonst von mir wie die Pest gemieden und in meinen Augen immer ein Albtraum, nicht nur Ostersamstag. Haben die Leute nichts Besseres zu tun, als da rumzuhängen? ICH hatte einen Grund. Bonde nämlich. Ein Bücherregal, das dem Inhalt meiner 70 Bücherkartons, die seit Juli in meinem Pallazzo unangetastet eine Mauer des Schweigens bilden, gewachsen ist

Also drei davon gepackt, auf Mamas fiese Karre geschnürt, hoch in den 5. ohne Aufzug gebuckelt, Klavier verschoben und schön zusammengeschraubt. Zusammenschrauben lassen. In voller Harmonie. Geht doch! ICH habe mich weitestgehend zurückgehalten, obwohl sonst Handwerks-Genie.

Und was soll ich sagen? Die List ging auf. Frieden. Schweigen. Keine Ratschläge mehr. Rotwein trinkende erschöpfte Familie auf meinem Sofa. Hab sie plötzlich wieder lieb.

Ich muss jetzt die nächsten drei Monate Bücherregale einräumen, bei dem Kram. Hat jemand Verwendung für "100 Gedichte" von Brecht? Habe vier Exemplare. E-mail me!

Und Weihnachten lass ich sie die Küche neu fliesen, ha!

25
Mrz
2005

It is sad to grow old, but nice to ripen

I have always adored beautiful young men. Just because I grow older, my taste doesn't change. So if I can still have them, why not?
Brigitte Bardot, 1979

bar1Gestern Abend war mir nach Alleinsein unter Vielen. Also Kamera geschnappt auf der Suche nach guten Berliner Prolls, inspiriert von Richard Prince. Wo suchen? Wer Berlin kennt weiss, dass man in Wedding, Neukölln und Kreuzberg nicht enttäuscht wird.

Das Outfit für meine Nachtreise hätte ich besser durchdenken sollen. Brigitte-Bardot-Frisur, düsteres Schwarz, die Glücks-Stiefel an, aber Rock bisschen kurz.
Am Hermannplatz stolzier' ich durch die laue SommerFrühlingsnacht, Kamera schön versteckt, ich kenn doch meine Stadt.

"Hey Du" raunen drei prä-pubertäre arabische Grasdealer-Azubi´s mit Flaumbart.
Ich ignoriere, will schließlich nicht kaufen.
"Hey , kommst du süße Muschi, wir machen´s dir, komm gleisch hier Ficki Ficki!"
Jut, Jungs, Ihr habts nicht anders gewollt. "Schatzi, ich könnte Deine Mutter sein"
"Was, wie alt bist Du, ey?"
"30"
"Waaas? Oh, bitte entschuldigen Sie!" Sie. Das saß.

So, jetzt fühl ich mich alt. Sehr alt.

24
Mrz
2005

Camera Guy

"Hollywood ist der größte Scheiß, in den ich je hineingetreten bin"
Robert Capa
capa


Habe die Gunst der Stunde genutzt um mich aus dem Büro zu mogeln. War, was längst fällig war, in der Retrospektive des wunderbaren Robert Capa , dem talentiertesten Kriegsfotografen, der mir bekannt ist.

Hin da, wer an der Spree weilt! Noch bis 14. April im Martin-Gropius-Bau. Und wer schon mal da ist, sollte sich die Kubrick-Ausstellung auch nicht entgehen lassen.

Besondere Empfehlung: ein Dokumentarfilm zu Capa von 2003. Wenn es ihn nicht gäbe, hätte ich ihn machen wollen.
"Robert Capa: In Love and War" von Anne Makepeace und Susan Lacy

Nur die Besten sterben jung

200168876-003Heute vor 14 Jahren starb der beste Mann der Welt.

Der Mann, der schon in den 70ern "Fred-Perry"-Polos trug und auch in den 80ern nicht abwich, als das kleine Krokodil in war.
Der mir riet, alle Drogen ausser Heroin wenigstens ein Mal zu probieren.
Der, nach der Fahrroute befragt , stets antwortete "Immer Links!"
Der, wenn ich um 10 Mark bat, 100 gab.
Der mir riet, in Beziehungen nie zweigleisig zu fahren
Der mal mit Baselitz saufen war.
Der mir meine erste Kamera kaufte.
Der früh erkannte, dass ich Saphire tragen sollte. Und sie auch bezahlte.
Der mich nach jeder durchtanzten Teenie-Nacht zwang, um 8 aufzustehen, um mit der Familie zu frühstücken. Und mich lehrte, das auch noch zu genießen.
Der, nach Test seines ersten Camcorders, feststellte, dass nichts über Super8 geht.
Der bis morgens um 4 mit mir auf dem Sofa saß, wenn Tränen zu trocknen waren.
Der nach jeder Party trunken "Gute Nacht, Freunde" von Reinhard Mey sang und uns alle knutschte.
Der einem armen Sylter Alkoholiker-Maler aus Mitleid ein grässliches Bild mit Dame abkaufte und per Nachname an seine Nazi-Bonzen-Eltern schickte, die es auch noch bezahlten.
Der mir zeigte, dass die Coolen Ski laufen, ohne Stöcke zu benutzen.
Der immer sagte "Studiere nie Medizin, mach´s besser als ich." . Ich wollte es aber machen wie er.
Der immer sagte, "Reise, reise, reise!"
Der jedes Buch bezahlte, das ich wollte.
Der sagte "Journalismus, Film, das ist was für Dich". Wäre er stolz, dass ich genau das jetzt mache?

Manchmal würde ich gern wissen, wie Du mich heute findest. Es gibt so vieles, was ich gern mit Dir teilen würde und wo ich Dich bräuchte.
Ich nehme Dir immer noch übel, dass Du nicht mehr bei uns bist.

Papa, Du fehlst mir. Immer noch und immer wieder.

Wen wundert es, dass kein Mann mich beeindruckt?
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Die Spreepiratin

Unterwegs in stürmischen Stadtgewässern
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