Sachensucher unter sich
Wenn ich morgens mein Haus am Ufer verlasse, sehe ich oft eine ältere Frau mit einem Oma-Porsche. Jeden Tag piekt sie mit einem alten Ski-Stock in den Mülltonnen der Innenhöfe rum. Sie sieht nicht besonders arm aus, auch nicht besonders verwahrlost, aber sehr traurig.
Früher habe ich ein paar Stockwerke tiefer gewohnt und konnte sehen, was für „Schätze“ sie aus der Tonne zog. Ihre Funde haben mich immer wieder erstaunt. Ein Gewürzregal, alte Damenunterwäsche, Schallplatten. Und alles wanderte in den Trolley. Einmal sah ich, wie sie ganz vorsichtig Zeichnung um Zeichnung aus der Papiertonne zog. Soweit ich es sehen konnte, waren es sehr schöne Arbeiten.
Treffe ich sie Tags darauf wieder, ist der Wagen leer.
Mir brennt die Frage auf den Nägeln, was sie mit ihren Fundstücken macht.
Ich male mir ihre Wohnung in den buntesten Farben aus, ein Krimskrams-Kabinett bis unter die Decke voll mit Schätzen die keiner will. Traurigen Schätzen.
Mir ist, als würde sie etwas suchen, was sie doch nie findet.
Vor ein paar Wochen ist sie mir zuvorgekommen und hat mich angesprochen. Ob ich nicht irgendwas hätte, was ich nicht mehr mag? Da habe ich ihr meine guten alten Vorhänge geschenkt, leuchtend Fuchsia.
Ich glaube nicht, dass die Frau verrückt ist wie man munkelt. Vielleicht ist sie im Moment ein wenig durcheinander. Vor allem aber denke ich, dass sie momentan sehr traurig ist. Ich kenne diese Stimmung. Und ich hoffe, sie verfliegt demnächst wieder. Bis dahin schaue ich, wenn ich durchs Viertel streife, ob nicht irgendwo meine fröhlichen Vorhänge flattern.
Früher habe ich ein paar Stockwerke tiefer gewohnt und konnte sehen, was für „Schätze“ sie aus der Tonne zog. Ihre Funde haben mich immer wieder erstaunt. Ein Gewürzregal, alte Damenunterwäsche, Schallplatten. Und alles wanderte in den Trolley. Einmal sah ich, wie sie ganz vorsichtig Zeichnung um Zeichnung aus der Papiertonne zog. Soweit ich es sehen konnte, waren es sehr schöne Arbeiten.
Treffe ich sie Tags darauf wieder, ist der Wagen leer.
Mir brennt die Frage auf den Nägeln, was sie mit ihren Fundstücken macht.
Ich male mir ihre Wohnung in den buntesten Farben aus, ein Krimskrams-Kabinett bis unter die Decke voll mit Schätzen die keiner will. Traurigen Schätzen.
Mir ist, als würde sie etwas suchen, was sie doch nie findet.
Vor ein paar Wochen ist sie mir zuvorgekommen und hat mich angesprochen. Ob ich nicht irgendwas hätte, was ich nicht mehr mag? Da habe ich ihr meine guten alten Vorhänge geschenkt, leuchtend Fuchsia.
Ich glaube nicht, dass die Frau verrückt ist wie man munkelt. Vielleicht ist sie im Moment ein wenig durcheinander. Vor allem aber denke ich, dass sie momentan sehr traurig ist. Ich kenne diese Stimmung. Und ich hoffe, sie verfliegt demnächst wieder. Bis dahin schaue ich, wenn ich durchs Viertel streife, ob nicht irgendwo meine fröhlichen Vorhänge flattern.
brittbee - 26. Apr, 13:07
3 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
kid37 - 26. Apr, 14:04
Das war offenbar Laura Kikauka. Allerdings ist sie keine "ältere Frau", die ist ja nicht älter als ich.
brittbee - 26. Apr, 14:35
Wie gesagt, recht alt. Frau Kikaukas Arbeiten kenne ich, sieht ein wenig aus wie in meiner Küche.
timanfaya - 28. Apr, 19:53
ich weiß auch nicht woran das liegt, aber einige städte ziehen "solche" menschen irgendwie magisch an, bzw. bringen sie hervor. es hat auch nichts mit größe zu tun. ich habe mal länger in aachen gelebt, die stadt wimmelt geradezu von bekannten schrägen typen. noch extremer ist das in münchen, meistens bei männern. denen würde man ohne zögern jede männliche hauptrolle im schweigen der lämmer zutrauen. letztes wochenende habe ich so einen menschen auf einem trödelmarkt gesehen. ein hagerer mann, so ende 40. glasbausteine auf der nase und insegsamt extrem seltsame erscheinung, leicht irre. auf einer decke kniend. auf dieser deckes einige wenige total verschrabbelte musik-kasetten und zwei bis drei teile spielsachenmüll. also alles in allem: müll. das ganze eingerahmt von zwei ständen, die so dolle qualitätsprodukte verkaufen, die von 12 bis mittags halten.
ich frage mich in solchen situationen immer, warum und wie menschen so werden. das war so ein einsame und trauriger anblick, da hat's mir gleich stundenlang den tag verhagelt. ich, der ich wirklich alles habe und hatte. immer schon. manchmal schäme ich mich einfach dafür, wie gut es mir geht. seltsames leben ...
ich frage mich in solchen situationen immer, warum und wie menschen so werden. das war so ein einsame und trauriger anblick, da hat's mir gleich stundenlang den tag verhagelt. ich, der ich wirklich alles habe und hatte. immer schon. manchmal schäme ich mich einfach dafür, wie gut es mir geht. seltsames leben ...
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