„Und?“ fragt meine Freundin Coral, während sie mein Rinderfilet-Carpaccio mit Roter Beete, Brunnenkresse, Parmesanspäne und Meerrettich – Mousse mampft „Highlight des bisherigen Jahres?“ Coral darf so plump fragen, und einzig sie, denn sie wohnt auf der anderen Erdhalbkugel und der gesamte Alltag passt nun mal nicht in E-Mails.
„Pff…Highlights? Keine. Außer dass ich so klug war. A. endgültig auf den Mond zu schießen.“

Es ist die Eröffnung einer langen Nacht, mit vier Gängen und noch mehr Flaschen Wein.

Einer Nacht mit neuen Geschichten von Corals Karaoke-singendem chinesischem Untermieter, der nie duscht. Der aber die Geckos im Wohnzimmer zu Brei schlägt und dann ein Schild draufstellt [ „Sorry, but I´ve been to afraid to clean it up“ ].

Und alten Geschichten aus dem Winter, als Coral und ich im Harz waren und sie den ersten Schnee ihres Lebens sah. Mit mir als Skilehrerin konnte es nur krachen und sie spaltete meinen schönsten Ski.

Und Erinnerungen an mein schreckliches Weihnachten auf Withsundays Island fern der Familie, am Strand mit Bikini, Picknick-Korb und Tränen.

Wir lachen bis der Bauch schmerzt. Als der Pegel hoch genug ist reden wir über ihren Bruder und meinen Vater und die anderen, die unseren Weg zum Erwachsenwerden irgendwann nicht mehr begleiteten.

Und dann fallen sie mir doch ein, die Highlights in 2005. Ostern mit der Familie, die Parties, der Amsterdam-Trip mit allen Freunden, der Zusammenhalt bei Olafs Tod, Leonards Geburt. Es gab sie. Und immer waren meine Freunde und die Familie der Grund, dass Momente sich ins Gedächtnis einbrannten.

Alte Freunde sind wie eine warme Decke, die jemand um Deine Schultern legt wenn es Dich fröstelt. Wohltuend und schützend. Liegt es am Bordeaux, dass mir warm ist? Nein.