Nach 16 Uhr nicht mehr essen.
Kein Kaffee nach 18 Uhr.
Um 23 Uhr ins Bett.

Ein Gang durch mein Ghetto und alle drei Vorsätze sind mit einem Blinzeln erledigt.

Nach Essensverzicht, aber einem spendierten Espresso beim Lieblings-Italiener Michele und eigentlich schon auf meiner Zielgeraden Richtung Bett fängt Osama mich ab. Weil ich das schon kenne hatte ich kurz überlegt, am „Rialto“ die Straßenseite zu wechseln um seiner Gastfreundschaft zu entkommen. Unser Osama Bin Eisladen ist der Eismann im Viertel und eine Art väterlicher Freund. Und wohnt in der Kirche auf meiner Straße.

„Britt, nur für fünf Minuten kommst Du mit hoch, meine liebe alte Mama aus Jordanien ist da. Und meine Schwester aus Texas. Und Bilal und Jalal (die smarten und hübschen Neffen) beides Ärzte, Britt“ *blinker blinker*. „Die freuen sich alle, wenn sie Dich sehen.“ Mein Sträuben half nicht. „Gut, aber wirklich nur 10 Minuten.“ Die Freude war zu meiner Überraschung wirklich groß. Das war keine Floskel. Und so kam es, dass ich um 23 Uhr nicht im Bett, sondern in Gesellschaft von neun Mitgliedern der Familie Baba auch noch den letzten Vorsatz *schwups* in die Spree warf.

Safranreis mit Mandeln, Lamm mit Zitrone- zart wie Biskuit, Arabischer Salat mit Möhren, Tomaten und Minze, Okraschoten in Tomate, Joghurt-Knoblauchsauce, marinierte Peperoni und frisches Fladenbrot. Dazu frisch gepressten Zitronen –Orangensaft und guten Tee.

3 Stunden vergingen in Windeseile. Fröhliche und anregende tri-linguale Gespräche und so sinnlichen Wortwitz, das habe ich lange nicht erlebt.

Als die Männer mich dann gegen 2 Uhr ein paar Ufer-Häuser weiter flanierten war ich froh dass ich nicht dazu tauge, die Straßenseite zu wechseln. Der Abend war wie eine warme Decke. Hungern kann ich morgen. Und schlafen kann ich wenn ich tot bin.