Habe ich schon erwähnt, dass ich nicht Auto fahren kann? Nun, ganz stimmt es nicht. Rein technisch bin ich im Stande. Ich besitze einen Führerschein, hatte jahrelang ein Auto, somit eine gewisse Fahrpraxis und parke großartig ein. Und wenn der Fahrer an meiner Seite einem plötzlichen Herztod erläge sähe ich mich mit links in der Lage, die Wüste Gobi zu durchqueren und die Kordilleren zu passieren (muss ich auch schreiben, sonst wäre Mai wieder enttäuscht).


Wer bei mir Beifahrer ist, wird vorher ausdrücklich gewarnt. Denn ich träume und staune beim Fahren, gucke Löcher in die Luft und pflücke mit den Augen Blumen vom Straßenrand. Beobachte die Landschaft, die am Fenster vorbeizieht. Und nicht den bremsenden Fordermann. Bewundere den grün lackierten Gründerzeit-Stuhl auf dem Sperrmüllberg in der Seitenstraße und frage mich, wo ich ihn hinstellen könnte um dann eine Vollbremsung zu machen wenn mir einfällt wohin. Und versuche beim Anblick des knutschenden Teeniepaar an der obligatorischen Dorf-Bushaltestelle mich zu erinnern, wie 14 war.

Mein Ex-Freund sagte immer „Bee, You´re nuts! You drive like a demon, like a blind demon! “ und rang dabei seine schwitzigen Hände. Nun, er lebt noch.

Mit der Vernunft des Alters kam die Idee, vorerst ein Leben ohne Räder zu führen. Taxi fahre ich ungern. Denn Taxifahrer haben in meiner Nähe das Verlangen zu plauschen. Und ich sitze ewig vor der Haustür, schaffe den Absprung nicht und lausche ihren Schilderungen der Vorzüge ungarischer Kurbäder und der Schönheit nigerianischer Sternenhimmel.

Nein, ich fahre öffentlich. Wenn die Leute aus meinem Heimatkaff mich fragen „Wie, Du hast kein Auto?“ sage ich nur saucool „Hey, ich wohne in einer Großstadt mit öffentlichen Verkehrsmitteln, die S-Bahn fährt die ganze Nacht!“ . Vieles kann gegen die BVG gesagt werden. Aber wenn ich nach kurzen oder langen Nächten mit der gelben Schlange komfortabel mit schöner Aussicht gen Heimat gefahren werde darf ich staunen und träumen wie es mir gefällt.