Heute ist Rosh Hashana, das jüdische Neujahr. Ich liebe Neujahr weil ich hoffe, dass jedem Anfang ein Zauber inne wohnt. Und erfreue mich darum an jeder Möglichkeit, das Jahr als neu und unschuldig zu betrachten, voll von Hoffnung, Chancen und Begegnungen. Da muss jede Religion dran glauben. Und das Schönste am jüdischen Neujahr, dem Rosh Hashana ist, dass man mehr oder weniger gezwungen ist Süßigkeiten zu essen. Fast alle Speisen werden in Honig getaucht, damit man ein süßes Neues Jahr hat.
Also Leute, ein Frohes Neues Jahr oder "Shana Tova"!
Ich geh jetzt in meine Badewanne und esse genüßlich und ohne Reue die "Barrique"-Schokolade von Domori, die Freundin L. mir jüngst geschenkt hat. Und denke dabei an etwas anderes Süßes.
Ich bin schwer verliebt. Ja, das hat hier noch keiner lesen müssen. Aber dieses schöne Gefühl will ich teilen. Man hört ja gelegentlich dass die Liebe seltsame Wege nimmt. Und einen eiskalt erwischt wenn man schon gar nicht mehr damit rechnet. Gestern nahm sie den Regionalexpress von Eckernförde nach Hamburg und ich fuhr mit.
Müde starrte ich zwischen den Ritzen der Vordersitze ins Leere und ließ das prall gefüllte Wochenende wirken. Als ich schon fast eingenickt war weckte ein leiser Gesang mich. Woher kam der nur? Vom Sitz vor mir. Ich blickte durch die Lücke und sah helles Männerhaar leuchten. Ein perlendes, herzliches Lachen war zu hören. Interessant. Gleich wieder ein wenig wacher gab ich meine Schlafhaltung auf und versuchte, einen Blick mehr zu erhaschen. Mitten in diesen konzentrierten Versuch klingelte das Telefon, Schwesterchen. Mein Klingelton-Ohrwurm war dem Besitzer einen Blick auf den Sitz hinter ihm wert und ich starrte in gletscherblaue Augen mit vollen Wimpern und sah sinnliche, grinsende Lippen. Verlegen lächelte ich zurück. Was für ein Mann… Ich war wie weggetreten. Wow, jetzt hätte ich gern noch den Rest gesehen, aber wie? Als hätte er meine Gedanken gehört sprang er auf und hüpfte mit den Füßen auf dem Sitz rum, beugte sich über die Rückenlehne, strahlte mich an und sagte, mit einem Schokokeks in der Hand,„Suwappi Suwappi!“ . Originell war er auch noch und den Sinnesfreuden nicht ganz abgeneigt? One in a million, würde ich sagen. Den angel ich mir, bevor eine andere ihn entdeckt...
Leider fuhren wir in dieser Minute in den Bahnhof Pinneberg ein. Und vom Sitz neben meinem Traummann erscholl eine Frauenstimme:
„Linus, jetzt aber runter da. Und lass Dir von Papi die Gummistiefel anziehen!"
Linus, ruf mich an. Wenn Du ein Telefon hast und gelernt hast wie man wählt. Ich warte auf Dich.