Wann habe ich das letzte Mal Fotos von Kindern gesehen, die nicht H&M-like sommersprossig-dümmlich in die Kamera grinsen? Ich kann mich nicht erinnern. Die Arbeiten aus der Reihe "Evidence of Things Unseen" von Simen Johan zeigen die dunkleren Seiten der Kindheit und sind kraftvoll wie ein Schlag ins Gesicht. Ich mag besonders das schlaflose Mädchen, wie auch nicht.

Auch einen Klick wert:
"Breeding Ground"

Auf Umwegen durch jean luc endeckt. Danke.

This highway needs rain across both of its lanes
Until all that remains is this heart and its flames
“StarsNoStars” A Silver Mount Zion

Modeste meinte, ich solle mal wieder über meine Reisen schreiben. Doch das Fernweh zwickt mich so sehr, dass ich es nicht fertig bringe, auch nur einen Spalt der Erinnerungs-Schublade zu öffnen.

Dafür hebe ich den Deckel einer anderen Kiste an. Wenn ich Berlin auch nicht verlassen habe, bin ich doch unterwegs. Auf einer Reise mit zu schwerem Gepäck an einen Ort, den ich lange nicht besucht habe. Weg von der Stadt, in der ich alles im Griff habe. Am Ende sogar mich selbst. Wer weiß, vielleicht strecke ich aus meiner Faust den Anhalter-Daumen und hoffe, dass einer anhält.

"Zwei, drei Stunden gehe ich aus- länger nicht. Ein, zwei Drinks- dann ist Schluss. Die Woche war hart. Ich will vor 2 Uhr im Bett sein " Als ich Freundin G. von meiner Abendplanung erzählte, glaubte ich meinen eigenen Worten. Auch als ich in Glamourdicks [dem Tinkerbelligen, warmherzigen, gutaussehenden, einzigen Glamourblogger] Küche leckeren Weisswein und Lachsschnittchen genoß und diverse Mitbewohner begutachtete glaubte ich noch.

Aber als wir dann auf dem Weg Richtung "Barbie Deinhoff´s" die Köpenicker Straße entlangschlenderten und der Mond golden und verschmitzt über der Köpenicker Straße hing, da ahnte ich es schon. "Schätzchen, Du willst heute schlafen? Vergiß es" raunte er mir zu, der dicke Mond. Hm. Zu vieles dreht sich in meinem Kopf. Der beste Grund, mal früh ins Bett zu gehen ist gerade nicht in Berlin. Und dann auch noch Vollmond. Vergiß es, Schätzchen. In der Bar warteten nette Blogger und ein Schluck Wein. Ein zauberhafter Nichtblogger und ein nichtbloggender Blogger stießen dazu. Gegen Mitternacht musste etwas passieren. Der folgenschweren Vorschlag, man könne doch ins "Monster Ronsons" zu gehen, kam von mir. Was folgte war eine fulminante Nacht in der Karaoke-Box von Berlins einziger Rock-a-oke Bar. Von Mitternacht bis früh um 8 blieb kein Song ungesungen. Schöne Menschen stürmten die Box und kakophonierten mit uns. Für die grauenvollste Interpretation des schon im Original brutalen "Kleine Taschenlampe brenn" zeichnen allerdings Saoirse und Glam verantwortlich.

Seit Sonntag ist meine Stimme zwei Oktaven tiefer. Ohne eine Minute Schlaf aber mit einer zwischendrin noch eingefangenen Prellung ging´s flott weiter auf die Wahlparty der Spreeblicker Tanja und Johnny. Der Grund zum Feiern war dürftig, die Runde der Anwesenden um so ergiebiger. Und die Zahl der mir persönlich bekannten Blogger hat sich verdoppelt. Ein Wochenende mit Blogger-Overdose, aber toll war´s.

Ich mag Bienen, mein nickname kommt ja nicht von irgendwo. Und ich mag auch Hunde. Beides gekreuzt... finde ich fies, aber lustig.

Die ältesten bekannten literarischen Aufzeichnungen, sumerische Keilschrift auf Tontafeln, loben die Süße der Lippen einer Frau. Habe ich zumindest gestern gelesen.

Würde mein Haus brennen könnte ich alles, was mir unersetzlich ist, mit drei Handgriffen gepackt. Der zweite Griff gehörte der schwarzen Schachtel. „love letters“ steht drauf, von Männerhand schön geschrieben. In der Schachtel sind Briefe der Liebe im weitesten Sinne. Kleine Zettelchen von Mama und Papa, besondere Briefe von Freundinnen und selbst gebastelte Karten meines Bruders mit ungelenker Kinderschrift.

Doch der Rest handelt schon vom höchsten der Gefühle. Von Verlangen und meinen Haaren im Wind. Widerstreben und ozeanisch tiefen Gefühle. Von Sommern im Irgendwo und kurzen Nächten. Von Hoffnungen auf eine gemeinsame Zukunft und schnellem Herzschlag. Kalten Füßen, Sehnsucht und vermissten Küssen. Manche sind auf schönem Papier mit sinnlicher Handschrift geschrieben, andere auf Fotos oder Karten, andere wieder sind nur E-mails aber nicht weniger berührend. Einer ist sogar auf ein Stück Pizzakarton gekritzelt. Manchen sieht man an, dass ich sie wieder und wieder gelesen habe.

Selten öffne ich die Kiste, aber die Briefe sind eine Chronik meiner Gefühle. Wenn ich doch mal einen rauskrame, erinnere ich mich an die Gefühle. Und wundere mich mit einem Schmunzeln, dass manches, was mal das Zentrum meines Kosmos war, nahezu vergessen scheint. Die Briefe meines bekloppten Ex-Freunds™ A. habe ich verbrannt. Weil alles, was anfangs poetisch war irgendwann paranoid und brutal wurde. Nicht des Erinnerns wert. Die Asche habe ich als Mahnung aufgehoben.

Voll ist die Schachtel noch nicht. Doch ich bin guter Dinge, dass sie es einmal sein wird.

P.S. Noch etwas habe ich gestern gelesen und überprüft: Liebesschwüre muss man immer ins linke Ohr flüstern. Mist, da höre ich nicht gut…