16
Nov
2005

Die Ferkellampen-Irritation

Meine Firma besitzt ein Requisiten-Lager mit allerlei Schätzen und gelegentlich dürften Mitarbeiter gegen kleines Geld dort einkaufen. Kollegin P. hat im Zuge eines dieser Lagerverkäufe eine Pendelleuchte erstanden. Metall, minimalistisches Design einer sehr namhaften italienischen Designfirma, mit einem gewissen Industrie-Charme. Würde sich perfekt in einem Loft machen. Ich war ganz scharf auf das Teil. Kollegin P. hat aber schneller zugegriffen, ihren billig geschossenen Schatz nach Hause geschleppt und stolz dem Gatten präsentiert. Der, wohl dem platten Norddeutschen Land entstammend und Landwirtschaftserfahren meinte nur: Das ist ja ne Ferkel-Lampe! Nee, die will ich nicht aufhängen.

Die P. -nicht Willens, sich zu beugen- wollte das Ganze aussitzen und die Lampe irgendwann heimlich aufhängen. Doch unverhofft kam da ein Freund des Gatten zu Besuch, wohl ebenfalls ein Landkind. Und meinte beim Anblick der im Flur liegenden Lampe: Wozu braucht Ihr denn eine Ferkel-Lampe?

Da komme ich ins Spiel. Als die P. beim Mittagessen erzählte, dass sie das schöne Designteil nur aufhängen dürfe, wenn es in ihrem Haushalt neugeborene Ferkel zu versorgen gäbe, da habe ich "Hier" gebrüllt und die Lampe an mich gerissen. Nicht, dass ich Ferkelchen hätte. Aber ich habe auch keinen Kerl, der sich in Sachen Interieur Design einmischen darf. So hat alles seine Vorteile…

…und es ward Licht!

15
Nov
2005

Drei Haselnüsse für die Spreepiratin

zaubernuesse

Neulich hatte ich Besuch von Petra aus Prag, der bildschönen Freundin meines Freundes Ian. Zu später Stunde und bei reichlich Rotwein sprachen wir über die tollen TV-Produktionen der tschechischen Barrandov-Filmstudios.

„Luzie, der Schrecken der Straße“, „Die Tintenfische aus dem zweiten Stock" und der heiß geliebte „Pan Tau“ haben uns als Kinder gleich begeistert, egal wie unterschiedliche unsere Welten waren. Stundenlang haben Petra und ich an dem Abend über die Figuren und Gags geplaudert, uns der Geschichten erinnert und die bedauernswerten britischen und holländischen Freunden, die mit am Tisch saßen, verwundert. Sie verstanden ja nicht, wovon wir sprachen…

Die romantischen tschechischen Märchen gefielen meiner Schwester, ich mochte es lieber frech.
Aber „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ lieben wir beide bis heute und sehen es jedes Weihnachten gemeinsam. Und schon als Kinder haben Schwesterchen und ich erkannt: Was wirklich zählt, sind gute Freunde. Ein hübsches Kleid macht manches leichter. Und Traumprinzen sind oft fad.

Als Petra zurück nach Prag reiste, fand ich am Abend in der leeren Wohnung eine schöne gemalte Karte und daneben- drei Haselnüssen an einem Zweig. Gestern fiel mein Blick aufs Klavier und da liegen sie noch. Ungeöffnet, irgendwie ratlos. Es fehlt mir an Ideen, ich will doch meine magischen Wunsch-Nüsse nicht verplempern. Was brauche ich schon…Eine Kutsche? Ein Kleid? Einen langweiligen Prinzen ganz sicher nicht.

14
Nov
2005

Verkommene Brut

In jeder Kleinstadt gibt es diese eine verrufene Familie. In meiner Kleinstadt waren´s die Kuhns. Fünf, sechs Orgelpfeifen, ich weiß gar nicht, wie viele, Sozialhilfe-Adel in der 3. Generation. Die Lehrer rollten die Augen vor dem Lumpenpack, der verkommenen Sippe. Wenn irgendwer in der Grundschule Masern, Mumps oder Läuse anschleppte, wenn etwas geklaut war, dann waren´s die Kuhns. Zumindest wurde behauptet, dass es die Kuhns waren.

Erstaunlich war, wie ausgesprochen gut aussehend alle Kinder waren. Nein, das wäre untertrieben: schön waren sie. Das konnten selbst die dreckigen Klamotten nicht verbergen.
Meine Mutter meinte, das hätten sie den mütterlichen Genen zu verdanken. Bevor der Vater zu prügeln begann und der Alkohol und überhaupt das Leben jede Andeutung von Schönheit zerstörten, „da war die Ilona eine niedersächsische Rachel Welch“. Damals vermutlich das ultimative Kompliment. Den väterlichen Genen konnte diese Attraktivität nicht zuzuordnen sein, denn der hatte seine DNA großzügig über den ganzen Landkreis gestreut und die restlichen Produkte sahen eher, nun, degeneriert aus.

Ich mochte den einzigen Sohn, Christian, sehr gern. Zum einen wegen seiner intensiven Art, seines Humors und dieser Freibeuter-Lauselocken. Und zum anderen weil er wusste, wie man mit einem Feuerzeug in zwei Minuten einen Kaugummiautomaten knackt und mit Enteiser in 1 Minute ein Fahrradschloss. Und genau so gern kokelte wie ich. Meine Mutter hat mir nie den Umgang verboten, aber ich weiß sie hätte gern. Stattdessen hat sie ihn immer zum Essen eingeladen und ihm mal fünf Mark zugesteckt. Alle wussten ja, dass die Kuhns chancenlose arme Würmchen waren. Da wog das Mitleid mehr als die Angst vor einer verlausten Tochter.

Vorhin habe ich eine alte Mailadresse gecheckt, die ich nie benutze. Sie steht im Onlineverzeichnis meiner Heimatstadt. Und da war Post von eben jenem Christian, der nach mir gesucht hatte. Ich habe sofort zum Hörer gegriffen und ihn angerufen. Und was soll ich sagen: der Junge ist seinen Weg gegangen. Lebt in Paris. Hat einen super Job im Kreativ-Team eines sehr erfolgreichen Designers. Hat sich alles hart erarbeitet, Abendschule, Abi, Studium. Ist mit einer Französin verheiratet und hat drei Kinder.

Ich habe mich schon lange nicht mehr so mit jemandem gefreut. Nun muss ich wohl doch mal wieder nach Paris, trotz aller Frankreich-Phobien.

Fin

Montag

"Though this be madness, yet there is method in it"
aus W. Shakespeares "Hamlet"

Kann ich bitte jetzt sofort in Rente gehen?

11
Nov
2005

Kaffee mit Rainer

RW

Sonntag noch nichts vor? Wie wäre es mit "KAFFEE UND FILM" im BABYLON, dem schönsten Kino der Stadt?

Dort läuft am 13. November um 16.00 Uhr der Dokumentarfilm "DAS LETZTE JAHR " von Wolf Gremm, der eng mit Fassbinder befreundet war (und dem der großartige "Kamikaze 1989" zu verdanken ist). Regisseur Wolf Gremm und Schauspieler Harry Baer erzählen im Anschluss bei einem Kaffee, wie der Rainer Werner so war und wie alles anfing. Echtes off the records Geplaudere lockt, für Fassbinder-Fans bestimmt nett. Und alles (inkl. Kaffee) für 6 Schleifen.

Muss ich auch mal machen

File00012

Von Dani
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Die Spreepiratin

Unterwegs in stürmischen Stadtgewässern
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