11
Okt
2005

...denn sie wissen nicht, was sie reden sollen

eat this- bee

The web of our life is of a mingled yarn, good and ill together
W. S.

Die Mitte meiner Kinderwelt liegt irgendwo in Niedersachsen, in einer mittelalterlichen Kleinstadt mit Winkeln und Kopfsteinpflaster. Kind sein war dort leicht und sehr frei. Mit der Pubertät war es dann gar nicht so sehr das Zuckerguss-Idyll das muffig roch. Sondern die soziale Enge. Jeder kannte meine Eltern und hatte reichlich zu klatschen, besonders als mal wirklich was Dramatisches passierte und mein Vater es wagte, auf skandalöse Art zu sterben. Da fingen die Grenzen der Kleinstadt an mich zu bedrücken. Hinter dem Horizont musste noch was sein. Nur Aufbruch half. Wie ein Befreiungsschlag war das Leben in den Großstädten, die ich danach durchtobte. Anonymität wenn ich sie wollte. Nähe, wenn gewünscht.

Mehr als eine Dekade ist vergangen. Oft fehlt mir die ländliche Idylle. Dann fahre ich für ein paar Tage hin und bekomme subito Beklemmungen vom Beobachtetsein. Die Geschichten von damals interessieren in der Kleinstadt immer noch. Passiert ja auch nichts Neues und so mancher scheint kein eigenes erfülltes Leben zu führen und nur durch kleine Fenster in das Leben der anderen zu glotzen.

Seit einer Weile fühle ich mich wieder ein wenig gefangen, aber in einem anderen schönen Dorf. Vielleicht bin ich paranoid, vielleicht auch nicht. Vielleicht sollte ich mal ein paar Bretter vor meine Online-Tür nageln. Und nur noch die hereinlassen, deren Nasen ich mag. Und den anderen die Zunge rausstrecken.

Du hast keine Ahnung, wovon ich hier schreibe? Dann lehn Dich zurück, nimm Dir einen Gin Tonic und verweile noch eine Weile an Bord der Spreepiratin.
Dann bist DU nicht gemeint.

10
Okt
2005

Berlin Ecke Volksbühne, zweiter Versuch

file0005 Aufmerksamen Lesern dieses Blogs wird nicht entgangen sein, dass ich diesen Film schon mal angekündigt hatte. Aber dann starb ein arabischer Scheich oder so und arte strickte das Programm um. Nun aber…

Die Spreepiratin proudly advertises die aktuelle Dokumentation der wunderbaren, charmanten und talentierten jungen Filmemacherin und Freundin Britta Wauer (und ihrer nicht minder talentierten Mitstreiter):

"Berlin Ecke Volksbühne" am 12. Oktober 2005 um 20.45 Uhr auf arte.

Brittas Ode an den einst verrufenen und mittlerweile hippen Rosa-Luxemburg-Platz im pochenden Herzen Berlins erzählt hundert Jahre Geschichte kurzweilig wie 3x Blinzeln.

Oliver Gehrs meint in der Frankfurter Rundschau vom 03.08.2005

„Es ist ein große Idee, diesem Platz einen Dokumentarfilm zu widmen, dessen Biografie auch die Biografie dieses Landes ist. Zumal einen Dokumentarfilm, der es versteht, die Aufnahmen und die Zeitzeugeninterviews so zusammen zu stellen, dass man vom Fluss der Ereignisse mitgerissen wird - ganz so, wie es den Menschen hier immer schon erging.“

Und Tina Hüttl von der„taz“ wiederum findet ihn „sehenswürdig“ und mehr und hätte mir mit ihrem Artikel Appetit auf den Film gemacht.

Ich aber hatte die große Freude, den Film im „Babylon Kino“ am Rosa-Luxemburg-Platz, dem Ort des Geschehens selbst, sehen zu dürfen. Als ich in jener Nacht das Kino verließ hatte der Platz, den ich immer schon sehr mochte hatte, in jeder Fuge seines schiefen Pflasters eine Geschichte verborgen die sich mir plötzlich offenbarte.

Seitdem kann ich nicht mehr ohne die Bilder im Kopf über dieses bewegte Stück Berlin gehen.
Einschalten! Weiterempfehlen! 12. Oktober 2005 um 20.45 Uhr auf arte.

5
Okt
2005

In fremden Betten

"I like this place and willingly could waste my time in it"
As You Like It William Shakespeare
beesleepii

Ich bin schon ein wenig in der Welt rumgekommen. Besonders zimperlich war ich dabei nie, eher eine hart gesottene Globetrotterin. Ich habe gegessen was mir aufgetischt wurde oder aß halt nichts. Aus Höflichkeit habe ich schon Tiere verspeist, die ich nicht mal lebend gern anschauen mag.
Wenn z.B. mein bekloppter Exfreund ™ lieber allein weiter durchs Jura fahren wollte, na gut, dann ging ich halt zu Fuß, wenn's sein musste die ganze Nacht. Die Bäder, die ich betreten habe waren häufig nach meiner Nutzung sauberer als vorher. Es regnet? Egal, dann schwitze ich nicht. Es ist zu heiß? Na, wenigstens regnet es nicht.

Nur schlafen kann ich nicht überall. Denn mit dem Komfort des Nachtlagers hat das wenig zu tun. Ich habe auf Steinböden unterm Sternenhimmel schon besser geschlafen als unter dem einen oder anderen edlen Plumeau. Mit der Atmosphäre und den Menschen die mich dabei umgeben hat es zu tun.

Was aber, wenn ein fremdes Sofa sich ganz unerwartet wie eine alt vertraute Höhle anfühlt und der Schlaf mich betört und warm in seinem Arm hält, weit fort von Sorgen und Unruhe? Ich denke, da sollte ich bleiben.

not easy being green

kermit3

50 Jahre! Ich fühle mich schon alt, was erst soll Kermit sagen. 50 Jahre schon sind sie pampig und aberwitzig aber auch herzlich, die Puppen von Jim Henson.

Ob "Sesamstraße" oder "Muppet Show", wenn ich heute zappe und die Puppen tanzen bleibe ich hängen (nur bei den alten Sendungen, is klar). Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber mich haben Hensons Kreaturen immer begleitet. Und gelernt habe ich auch von ihnen.

Besonders von meinem Liebling Oscar dem "Grouch", der mich das Selbstverständnis der miesen Laune gelehrt hat. Und dass man Müll durchaus mögen darf. Oder vom Krümelmonster, ignorant und chaotisch aber großherzig wenn´s drauf ankommt. Und Kermits Job wollte ich immer haben, hätte ich nur früher auf mein Bauchgefühl gehört. Die Charaktermacken und Fehler der Puppen haben sie schon als Kind für mich glaubwürdig gemacht. Glaubwürdiger als manche Freunde meiner Eltern.

Bis heute habe ich meine alte Kermit-Puppe. Seit den 70er Jahren hat er sehr gelitten. Der Stoff ist ganz abgegrabbelt weil er oft bei meinen Straßen-Abenteuern dabei war. Irgendwann hat ihn ein Hund geschnappt und zerbissen. Den größten Schaden dürfte er jedoch genommen haben, als ich rasant die Wunde genäht habe [die berufliche Orientierung zeichnete sich schnell ab]. Und genau so sitzt er heute noch auf meinem Küchenschrank. ´

Happy Birthday, meine Freunde.

4
Okt
2005

Frohes Neues Jahr!

Heute ist Rosh Hashana, das jüdische Neujahr. Ich liebe Neujahr weil ich hoffe, dass jedem Anfang ein Zauber inne wohnt. Und erfreue mich darum an jeder Möglichkeit, das Jahr als neu und unschuldig zu betrachten, voll von Hoffnung, Chancen und Begegnungen. Da muss jede Religion dran glauben. Und das Schönste am jüdischen Neujahr, dem Rosh Hashana ist, dass man mehr oder weniger gezwungen ist Süßigkeiten zu essen. Fast alle Speisen werden in Honig getaucht, damit man ein süßes Neues Jahr hat.

Also Leute, ein Frohes Neues Jahr oder "Shana Tova"!
Ich geh jetzt in meine Badewanne und esse genüßlich und ohne Reue die "Barrique"-Schokolade von Domori, die Freundin L. mir jüngst geschenkt hat. Und denke dabei an etwas anderes Süßes.

Liebe im RE

Ich bin schwer verliebt. Ja, das hat hier noch keiner lesen müssen. Aber dieses schöne Gefühl will ich teilen. Man hört ja gelegentlich dass die Liebe seltsame Wege nimmt. Und einen eiskalt erwischt wenn man schon gar nicht mehr damit rechnet. Gestern nahm sie den Regionalexpress von Eckernförde nach Hamburg und ich fuhr mit.

Müde starrte ich zwischen den Ritzen der Vordersitze ins Leere und ließ das prall gefüllte Wochenende wirken. Als ich schon fast eingenickt war weckte ein leiser Gesang mich. Woher kam der nur? Vom Sitz vor mir. Ich blickte durch die Lücke und sah helles Männerhaar leuchten. Ein perlendes, herzliches Lachen war zu hören. Interessant. Gleich wieder ein wenig wacher gab ich meine Schlafhaltung auf und versuchte, einen Blick mehr zu erhaschen. Mitten in diesen konzentrierten Versuch klingelte das Telefon, Schwesterchen. Mein Klingelton-Ohrwurm war dem Besitzer einen Blick auf den Sitz hinter ihm wert und ich starrte in gletscherblaue Augen mit vollen Wimpern und sah sinnliche, grinsende Lippen. Verlegen lächelte ich zurück. Was für ein Mann… Ich war wie weggetreten. Wow, jetzt hätte ich gern noch den Rest gesehen, aber wie? Als hätte er meine Gedanken gehört sprang er auf und hüpfte mit den Füßen auf dem Sitz rum, beugte sich über die Rückenlehne, strahlte mich an und sagte, mit einem Schokokeks in der Hand,„Suwappi Suwappi!“ . Originell war er auch noch und den Sinnesfreuden nicht ganz abgeneigt? One in a million, würde ich sagen. Den angel ich mir, bevor eine andere ihn entdeckt...

Leider fuhren wir in dieser Minute in den Bahnhof Pinneberg ein. Und vom Sitz neben meinem Traummann erscholl eine Frauenstimme:
„Linus, jetzt aber runter da. Und lass Dir von Papi die Gummistiefel anziehen!"

Linus, ruf mich an. Wenn Du ein Telefon hast und gelernt hast wie man wählt. Ich warte auf Dich.
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Die Spreepiratin

Unterwegs in stürmischen Stadtgewässern
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