Und ich schwor der Mücke Rache,
Holte eine schwere, lange
Doch am Ende nützlich flache
Mückentötereisenstange.

Die Menschheit ist in zwei Lager gespalten: Während die einen von der alljährlichen Mückeninvasion verschont bleiben und die Achseln zucken, ziehen die andere die stechenden Plagegeister magisch an, kaufen Autan und schlafen unter Netzen. Ich gehöre zur ersten Kategorie. Mich mögen sie nicht, mich stechen sie nicht. Eigentlich. Denn seit zwei Wochen habe ich eine kleine Mitbewohnerin, die scheinbar Geschmack an mir gefunden hat und ein nettes Winterquartier sucht.

Wenn ich kurz vor den süßesten Träumen bin, da summt und prizzelt es an meinem Ohr. Minutenlang. Sie klingt als wäre sie trunken, die Kleine, so unrhythmisch ist das Summen ihres Flügelschlags. Ich ziehe mir die Decke über den Kopf bis mir die Luft ausgeht. Und wenn ich dann hervortauche reitet sie Attacke, dieses Biest. Komplett perforiert hat sie mich, im Gesicht, an Armen und Beinen. „Mücken, weibliche übrigens nur, stechen nur ein Mal pro Nacht“ meint Klugscheißer der schlaue Martin. Und irrt. Das Luder spielt ein Spiel mit mir. Nach einem Stich bin ich schon halbe Nächte durch die Wohnung gejagt um am nächsten Morgen drei weitere Stiche zu finden. Eine große Wohnung hat manchmal Nachteile. Immer wenn ich denke „Jetzt ist sie weg“ summt es leise und das Spiel beginnt von vorn.

Gestern Nacht hat sie mich hinters Ohr gestochen. Es reicht. Ab heute Nacht wird zurückgeschossengestochen. Karmakonto hin oder her.

Dank des edlen Geschenks von Freund Holger bin ich bald über die Psychologie der guten und schlechten Stimmung an Bord so wohl informiert, wie es sich für eine Piratin gehört. Ich habe es nur angelesen, aber ein paar Erkenntnisse des Autoren Professor Stadler konnte ich sofort bestätigen:

Meuterei an Bord bricht oft aus, wenn der Smutje schlechtes Essen serviert. Ich sag nur „Panzerkreuzer Potemkin".

Und das größte Quell von Meuterei sind Flauten. Was kann helfen wenn Krawall an Bord droht? Laut Professor Stadler nur eins: ein Unwetter suchen. Bei Meuterei kann die Käpt'nin sich nur für Kursnahme auf das nächste Tief entscheiden. Denn stürmische Situationen rütteln die Besatzung bis zur Besinnung durch.

Und das Meer? Welchen Einfluss auf die Stimmung an Bord hat das Meer? Birgt seine endlose Weite nicht etwas Gnadenloses? Das verneint der Professor, und er muss es wissen. Ich stimme zu und glaube, dass die Weite und der stete Seegang etwas Meditatives haben und den Horizont wieder ein bisschen näher heranholen.

Was will die Spreepiratin damit sagen? fragt bestimmt die bittersweet choc.
Sie will sagen, dass es am Smutje nicht liegt. Denn der sorgt mit zwei Äpfeln auf ihrem Seesack vor Antritt der großen Reise mehr für ihr Wohl als mit 1000 Worten.
Sie will sagen, dass sie Stürme sucht. Und danach die Beine über die Bordwand baumeln lässt und aufs Meer blickt.

Ich bin mal ein paar Tage weg. Nicht wundern. Was meine Mutter nicht schafft, gelingt der Blogosphäre: ich melde mich ab. Sonst möchte Schroeder wieder Piratensteckbriefe aufhängen und traut sich doch nicht.

Come show me how ye bury yer treasures, lads! Habt ein paar schicke Tage ohne mich.

Ahoi! Eure Brittbee of the Indies

Aha. Und was mache ich jetzt mit der Kohle? Schnell weg damit...

174€ für ein neues Kosmetik-Täschchen für bittersweet choc
249€ kostet die schöne "Tinkerbell"-Cashmere-Schlafbrille für GlamourDick.
Eine Spülmaschine bekommt Mequito, damit das Elend ein Ende hat. 1.500 minimum, Miele, is klar.
MC Winkel kaufe ich eine anständige Kamera. Star quality verträgt keine verpixelten Bilder. 3000€ und seine Filmchen sind um Längen besser.
Für Burnsters geiles Konzert kaufe ich mir zwei schicke Tix , 70 Öre etwa? Plus 1.000 zum Aftershow-saufen für die Band.
Herr Kid bekommt seine einzige Liebe, eine ordentliche Rickenbacker. Aber dann ist Schluß mit Jammer-Geblogge, hören se, Herr Kid? Rock 'n' Roll! 2.500, und keine Kröte mehr.
Ole, für Dich gibts ein Münster-Berlin-Münster Tic, die nächste Party kommt bestimmt. 400 €
Damit die Golden Akimbo Awards endlich werden noch 2.000 Piepen für Schroe. Aber dann erwarte ich Action!
Für mich gibts zwei ordentliche Notebooks mit uncrackable bag, 4 000 Öre.
Caliente kaufe ich ein neues Bike, das Elend kann ich nicht mit ansehen. 300 €
Und 10.000 Öre spende ich an "Ärzte ohne Grenzen", denn Geld soll man bekanntlich zum Fenster hinaus schmeißen, dann kommt es zur Tür wieder herein.

$45,727.74 sind ungefähr 38.300 Piepen. 25.193 Piepen sind verbraten, bleiben
€ 7.427.74 übrig. Bedürftige Blogger dürfen sich gern mit ernst gemeinten Zuschriften an schpreepiratin[at]web[dot]de wenden.
Thanx Malcolm

Hassen werde ich Dich nie. Dazu bist Du mittlerweile zu unwichtig. Aber ich verachte Dich ein wenig. Und empfinde kaum mehr etwas Dich. Bis auf diese klitzekleine Wut darüber, dass manche Lieder nie mehr frei sein werden von Dir. Dass geliebte Musik behaftet ist mit der heuchlerischen Erinnerung, die mich milde werden lässt wo ich es nicht sein will.

There are three sides to every story ? Mag sein, ich kann Deine Seite nicht mehr hören. Und Deine Lieder auch nicht. Ich suche lieber neue Lieder. Poliere mit Deinem blauen Pullover meine Schuhe für den Herbst und lege die D-Seite auf.

Ich fahre gern Bahn. Aber ich steige ungern um, denn mit fehlt die Geduld für 42 Minuten Aufenthalt in Salzgitter-Ringelheim o. Ä. Da ich in letzter Zeit die Wochenenden gern mal außerhalb Berlins verbringe fahre ich jetzt mit. Manchmal mit Bekannten, aber lieber mit Unbekannten. Fremde erzählen einfach die schöneren Geschichten. Bisher war kein Fahrer langweilig.

Da war Suse, die schöne und schüchterne Tätowiererin, die eigentlich Zahnärztin werden wollte.
Oder Albrecht, der Bauingenieur, der gerade die Mongolei mit Eigenheimen bebaut.
Und Anni und Klaus, die Straßenmusiker mit dem schönen alten Mercedes.
Alex, der charmante Süd-Tiroler, der sogar Käsebrot und Pfefferminztee mit mir teilte.
Nicht zu vergessen: Vincent, der DJ, der mich sofort auf eine Party ins Hamburger „Mandarin“ einlud. Und raste wie der Teufel.
Und der lispelnde Oleg, der alles über Papageienfische weiß aber nichts über das Internet.

Ich mag es, ein paar Stunden mit fremden Menschen zu verbringen, ihren Geschichten zu lauschen und beim Abschied zu staunen, wie beflügelnd so kurze Begegnungen sein können.

Dieses Wochenende fahre ich wieder mit. Mit Boris*. Unbekannt. Dachte ich zumindest, als ich ihn bei mitfahrgelegenheit.de fand und anrief. Alles klar, Treffpunkt da und da, bis Freitag. Abends dann, mit Niels, da kam mir so ein merkwürdiger Gedanke…diese Stimme vom Telefon kannte ich. Und dann noch der Name… eine flüchtige Vermutung. Schnell mal den zauberhaften Fahrrad-Kamikaze anrufen.

"Hola mi niño! Sag mal, wie lautet der Nachname Deines Freundes Boris? Nein. Wirklich? Und was für ein Auto fährt er?"
Na, dann weiß ich wer mich Freitag chauffiert…
Die Welt ist wieder zu klein für die Spreepiratin. Die Mitfahrgelegenheit Boris* ist nicht so unbekannt wie gedacht sondern eine flüchtige Partybekanntschaft. Keine Überraschung, keine Wundertüten-Mitfahrgelegenheit. Trotzdem schön. Und hoffentlich schnell.

Ein zauberhaftes Wochenende offline, Ihr Schnuggis!
forget religion, support your local elephant.
quelle: glams tierleben


*Name aus red. Gründen geändert